von Giorgia Sogos
In einem von den internen Spaltungen zerrissenen Europa braucht man mehr denn je Elemente des Zusammenhalts. Der Ausgangspunkt für die Gegenwart wird von der Vergangenheit und der Erhaltung ihres Gedächtnisses dargestellt. Das Erinnern an das Gute und somit das Fördern der europäischen Integration dient als Lehre für die jüngere Generation bei der Verteidigung der menschlichen Würde.
Mit dieser Absicht entschloss sich das Europäische Parlament am 10. Mai 2012, den Europäischen Tag des Gedenkens an die Gerechten für den 6. März einzurichten. Seine Festlegung war zu Ehren von Moshe Bejski, dem jüdisch-polnischen Richter beim Obersten Gericht Israels und Gründer des Gartens der Gerechten unter den Völkern im Jahr 1960 in Jerusalem. Bejski wurde von Oskar Schindler vor der Ermordung im Vernichtungslager gerettet. Diese Initiative, die auf Wunsch von Gariwo (Ausschuss für den Wald der Gerechten) präsentiert wurde, erhielt die Zustimmung von 388 Unterschriften sowie die Unterstützung von den wichtigsten Institutionen wie z.B. der polnischen Republik. Unter der Bezeichnung „Gerechte“ wird an diesem Tag des ermesslichen Mutes und Handelns aller diejenigen gedenkt, die jeder Form von Totalitarismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit widerstanden.
„Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte”, so lautet der Talmud. Dieser Spruch wurde zum ersten Mal in Israel im Zusammenhang mit den Gerechten angewendet, um alle Retter der Juden während der Nazizeit zu bezeichnen. „Gerechte“ wird aber nicht nur mit der Shoah eng verbunden, sondern wird auch bald zum Bezugspunkt für die Gegner der Völkermorde und Diktaturen zugunsten der Verteidigung der Menschenrechte, nach der Meinung von Yad Vashem. In diesem Zusammenhang wurden auch diejenige als Gerechte gedenkt, die 1915 gegen die Ausrottung des armenischen Volkes in der Türkei gekämpft haben.
Nach der Gründung eines Gartens der Gerechten in einigen symbolischen Orten der Welt im Jahr 2003 hat auch die ehrenamtliche Organisation Gariwo der Gemeinde Mailand gefordert, den Gerechten einen eigenen Garten zu widmen. So entstand der Garten der Gerechten der ganzen Welt im Park Monte Stella am 24. Januar nach Nachahmung des Gartens in Jerusalem. Hier wurden viele Gedenksteine mit entsprechenden Bäumen für alle die Gerechten wie z.B. Primo Levi, Guelfo Zamboni, Sophie Scholl, Jan Karski, Pietro Kuciukian und Ayse Nur Zarakoglu errichtet, die mit Holocaust und dem Völkermord zu tun hatten.
Seit 2008 ist eine Gesellschaft für den Garten tätig. Dazu gehören die Gemeinde Mailand, Union der Jüdischen Gemeinden Italiens (UCEI) und Gariwo, der auf internationalen Ebene handelt.
Am 6. März, der auf Englisch als European day of the Righteous bekannt ist, werden jährlich viele Veranstaltungen in Italien und Europa organisiert. Bedeutungsvoll ist dieses Jahr die Veranstaltung „Der moralische und zivile Widerstand von Frauen für ihre Würde als universelle Erbe“ in Mailand (Monte Stella: Garten der Gerechten), die den Frauen Sonita Alizadeh, Flavia Agnes, Halima Bashir, Vian Dakhil, Felicia Impastato und Azucena Villaflor gewidmet ist.
Mehr Informationen zum Gedenktag finden Sie unter:
https://en.wikipedia.org/wiki/European_Day_of_the_Righteous
(Hier veröffentlicht am 7.3.2016)