Rezension von Helena Faust
„Meinem Leben Frieden bringen“. So beginnt Senait G. Mehari ihr Buch mit dem Titel „Feuerherz“.
Endlich in Frieden leben nach einer Geschichte der Angst und Ungewissheit. Als Senait als Kind in einem Koffer ausgesetzt wird, ist dies nur der Anfang einer alles andere als schönen Kindheit in Eritrea zur Zeit des Bürgerkrieges.
Quälende Fragen über ihre Familie oder gar das genaue Datum ihrer Geburt verfolgen sie über ihre jungen Jahre. In einem Waisenhaus in Orfan verbringt „das Kind aus dem Koffer“ die erste Zeit ihrer Kindheit, in der Gefühle der Angst und des Schams überwiegen. Dort begegnet sie zum ersten Mal dem Tod, als eine Spielkameradin an einem Centstück erstickt. Später wird Senait in ein Heim in Comboni gebracht, in dem sie gezwungen ist, Italienisch zu lernen und die Tradition der „Weißen“ zu befolgen. Schnell wird ihr bewusst, dass sie als Schwarze der Minderheit angehört und ihr einige Dinge verwehrt bleiben.
Doch auch dieser Aufenthalt wird durch eine Frau, die sich als Mutter Senaits ausgibt, unterbrochen. Senait empfindet diese Begegnung als Rettung und verbringt zum ersten Mal, trotz einiger Integrationsschwierigkeiten, eine schöne Zeit in der Familie der Großeltern.
Eines Tages wird Senait zu ihrem Vater gebracht, der sie aber so schnell wie möglich loswerden möchte. Schläge und Gehorsam gehören von nun an zum Alltag. Gleichzeitig verschärft sich die Lage im Land, weswegen Senait im Alter von sechs Jahren zur Armee gebracht und als Soldatin ausgebildet wird. Sie lernt den Umgang mit der Waffe, deren Gewicht allein ihr schon zu schaffen macht. Nach Jahren der Härte und Qual sowie des Kampfes ums Überleben wird Senait von ihrem Onkel Haile gerettet und nach Tagen der Flucht im Sudan versorgt. Doch bis sie sich an die Gewogenheit in Khartum gewöhnt hat, heißt es auch schon wieder zurück zu ihrem Vater, nach Deutschland diesmal. Schnell verfällt der Vater in alte Verhaltensgepflogenheiten und macht Senait das Leben zur Hölle.
Senait beschließt schließlich, ihr Leben nicht weiter von anderen Menschen bestimmen zu lassen. Ihre Kindheitserfahrungen haben sie stärker werden lassen. Senait schöpft die Kraft, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und begibt sich auf die Straßen Deutschlands, wo sie schnell Anschluss findet und es schafft, innerlich Frieden mit ihrem Vater zu schließen. „Ich will, dass bei der Lektüre eine Tür aufgeht. Dass ein Licht zu sehen ist, eine Hoffnung“.
Feuerherz bietet, neben der Geschichte einer starken selbstbewussten Frau, Einblicke in die Kultur und Tradition Eritreas, was es zu einem lesenswerten Buch nicht nur der Verzweiflung, sondern auch der Hoffnung macht!
Senait G. Mehari, Feuerherz, Droemer Verlag, 2004, ISBN: 3-426-27341-1
(Hier veröffentlicht am 23.7.2015)