Bericht von Bartosz Bzowski
Am 29. September 2015 fand im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg eine Vorführung des Dokumentarfilms „Wer rettet wen?“ statt, organisiert von dem Sozialwissenschaftler J. Michael Fischell.
„Wer rettet wen?“, das ist der Titel eines Films, der sich mit der Banken- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/09 und deren immer noch aktuellen Auswirkungen beschäftigt. Es wird gezeigt, welche Maßnahmen die Regierungen der EU-Staaten, allen voran von Griechenland und Spanien, zu ihrer Lösung ergriffen haben. Diese gingen einseitig zu Lasten der unteren Gesellschaftsschichten, die Reichen der Länder, die Banken und Konzerne, blieben hingegen ungeschoren. Arbeitslosigkeit, Armut und Hoffnungslosigkeit der Menschen wuchsen, die Schere zwischen Arm und Reich wurde immer größer.
Als Gegenbeispiel wurde Island gezeigt. Dort entschied sich die Regierung, die Banken nicht zu retten, als sie in eine Krise gerieten, einige Geldhäuser mussten daraufhin ihre Tätigkeit einstellen. Nach einer kurzen Schockstarre erholte sich die Wirtschaft des Landes wieder, und die Bevölkerung wurde von größeren sozialen Einschnitten verschont.
Der Film rechnet mit der neoliberalen Lebenslüge ab, nur soziale Einschnitte könnten in einer Wirtschaftskrise zu einer Belebung der Konjunktur führen, was leider sei die vorherrschende Lehre in der EU, im Internationalen Währungsfonds und der Weltbank sei. Vielmehr sei das genaue Gegenteil der Fall. Island konnte sich als Nicht-Mitglied der EU und der Eurozone eine andere Politik leisten und so Erfolge erzielen. Griechenland und Spanien konnten es nicht, da der Druck der europäischen Institutionen und einiger einflussreichen EU-Staaten, vor allem Deutschlands, es nicht zugelassen hätte.
Im Anschluss an die Filmvorführung fand eine lebhafte Diskussion der Zuschauer statt. Es wurde die Hoffnung geäußert, dass sich auch die Politiker von dem Film inspirieren lassen und ihre aktuell vorherrschenden Standpunkte überdenken sowie korrigieren. „Wer rettet wen?“ zeigt deutlich, wie falsch das jetzt gängige neoliberale Vorgehen ist.
(Hier veröffentlicht am 7.10.2015)