Ein Weihnachtsgedicht von Bernd H. Kämper
Zwischen Bratwürsten und Reibekuchen
verfolgt von Punsch- und Rotweinduft,
beginn das Christkind ich zu suchen,
Weihnachten liegt in der Luft.
Zischend schmelzen weiße Flocken
auf dem heißen Bratwurstgrill,
von Ferne klingen Kirchenglocken
und ums Kinderherz wird’s still.
Ich komme mir befremdlich vor
zwischen all den Leckereien,
zaghaft singt ein Frauenchor,
von irgendwo hör ich Schalmeien.
Nikoläuse in Stanniol
-umgeschmolzene Osterhasen-
Champignons in Alkohol,
Drei Könige mit roten Nasen,
Blechtrompeten, Luftballons,
lauter Schund im Ausverkauf,
Christkindleins in Pappkartons
gibt’s als Bonus obendrauf.
Ein Kirchen-Mann fordert Protest,
und liest laut aus der Bibel vor,
Weihnachten sei ein Friedensfest,
deshalb trägt er Trauerflor.
Es ist kein Schiff mehr zu beladen,
zwischen Orion und Wassermann
kam der Menschensohn zu Schaden
und deshalb nicht mehr bei uns an.
Kindheiten sind nicht zu finden,
ich höre auf danach zu suchen,
auch kein Kranz ist mehr zu binden,
kein „Ave verum“ zu verbuchen.
Der Frauenchor singt “Stille Nacht“,
ein Mensch mit Furcht hat Vorbehalt,
deswegen wird er ausgelacht,
ich schleich nach Haus, denn mir wird kalt.
Der Autor hat beim Literaturwettbewerb zur 11. Bonner Buchmesse Migration den 1. Preis in der Kategorie „Lyrik“ gewonnen.
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