Adventszeit ist Zeit des Wartens. Ein Buch des niederländischen Philosophen Coen Simon hat den Titel „Warten macht glücklich“. Er betont darin, wie schön und erfüllend es ist, auf etwas zu warten – sich zu sehnen nach. Im Sehnen und Warten auf öffne ich mich für Neues – für etwas, was ich noch nicht habe oder kann. So richtet sich Warten immer auf Zukunft, aber auch auf Vergangenheit – auf Veränderung. Manchmal auch, dass etwas, was ich angefangen habe, was ich gemacht habe, in der Zukunft Wirkung zeigt. Was wird herauskommen?
So ist Warten ein elementarer Wesenszug jedes Menschen. Warten ist sogar eine Form des Hoffens und Glaubens. Wie Warhol meinte: „Auf etwas zu warten macht es umso aufregender.“ Da ist viel dran. Ich weiß von mir sogar, dass ich manchmal sehr enttäuscht bin, wenn etwas erreicht ist, worauf ich lange gewartet habe. In der Vorstellung, in meinen Erwartungen war es oft viel schöner, besser, aufregender als in der Wirklichkeit. Und insbesondere war es danach vorbei und hinterließ etwas wie Leere, ein Vakuum, des erst wieder gefüllt werden musste. Das Ziel meiner Sehnsucht war verloren. Ein Traum ausgeträumt.
Ich warte nur auf etwas, woran ich glaube, worauf ich hoffe. Das gibt mir Energie nach vorne zu blicken, richtet mich auf ein Ziel aus. Zumindest, wenn es gut läuft. Denn warten kann mich auch blockieren. Samuel Becketts „Warten auf Godot“ stellt solch hemmendes, sogar hoffnungsloses Warten anschaulich dar, weil der Erwartete nie kommt. Trotzdem warten Wladimir und Estragon immer weiter, können nicht aufhören. Es ist schwer, eine Sehnsucht aufzugeben, auch wenn es noch so sinnlos erscheint. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Warten hat aber vor allem positiven Effekt. Warten gibt mir die Zeit, mich auf etwas vorzubereiten, mich einzustellen. Nicht nur bei wichtigen Entscheidungen, wenn es richtig ist, etwas zu warten und eine Nacht darüber zu schlafen. Auch sonst, wenn ich etwas überlege. Wartezeiten schützen vor unüberlegten, vorschnellen Handeln.
Mir geht es sogar so, dass ich in Wartezeiten oft ganz neue Ideen habe, z.B. für eine Predigt oder ein Projekt. Bei mir kann das sogar beim Warten in der Schlange im Kaufhaus und in einem Lebensmittelgeschäft sein. Wenn ich gut drauf bin, nutze ich dann Wartezeiten äußerst kreativ.
In der Adventszeit warten Menschen auf Weihnachten, dass sich der Wunsch der Engel nach „Frieden auf Erden“ erfüllt.
Lassen Sie uns diese Wartezeit bis Weihnachten nutzen, selbst mehr für Frieden zu tun.
Pfarrer Dirk Voos