Literatur

Der Krieg ist so nah und so fern

Gedicht von Hıdır Eren Çelik

Der Krieg
ist so nah und so fern
Bomben regnen vom Himmel
wie in einer Silvesternacht jeden Tag,
dort in Syrien
Die Kinder fliehen schreiend vor Streubomben
während wir in der Nacht ohne Angst schlafen,
träumen von der Zukunft unserer Kinder
ohne Krieg
So fern, da unten sterben Kinder
Wir schauen
so nah ist der Krieg in unseren Wohnzimmern durch das Fernsehen
Wir schauen
die Bilder, die über Satelliten in unseren Wohnzimmern im Fernsehen gezeigt werden,
flüstern in unsere Gedanken die Grausamkeit des Krieges
Es gibt kaum einen Tag, an dem nicht von Krieg und Flucht berichtet wird
Zerstörte Städte, verbrannte Leichen am Rande der Straßen
sprechen uns an, wenn nur noch die Asche zurück blieb
Der Krieg
bringt die Menschen aus der Ferne zu uns
Millionen sind auf der Flucht
Wir schauen,
während die Menschen hungern,
sie vegetieren dort in der Ferne
Der Himmel ist bei uns in Europa kristallblau
Dort in der Ferne ist der Himmel grau
Durch Waffenexporte stehlen wir die Träume der Kinder
Dort in der Ferne träumt man nur noch von Wasser und Brot
Ein Traum voller Lächeln ist in der Vergangenheit verborgen
Der Krieg dort in der Ferne raubt das Lächeln der Kinder,
während wir feiernd mit Karnevalszügen ziehen
in unseren Städten
Es donnern vom Himmel die Bomben
wir sehen durch die Nachrichten
wie die Kinder mit nackten Füßen die Grenzen überqueren
Aber die Grenzen in Europa werden dicht gemacht, mit Zaun und Stacheldracht
damit wir uns schützen vor den hungernden Flüchtlingen, die zu uns kommen
Es flattern die Raketen vom Himmel wie eine Lichterkette
begraben mit sich unzählige Menschen tief in der Erde
Es ist Krieg da unten in der Ferne,
dies ist aber so nah bei uns in unseren Wohnzimmern,
es macht uns Angst vor der Flucht der Millionen.
Der Krieg
ist so nah und so fern
bei uns regnen keine Bomben vom Himmel
wir fliehen nicht vor Streubomben
wir schlafen in der Nacht ohne Angst
wir wachen aber jeden Morgen auf mit den Nachrichten über Flüchtlinge,
die auf dem Weg zu uns sind….
einige von uns heißen sie willkommen
einige wollen sie von Europa fern halten.
Es ist Krieg,
wir gehen nicht hin!
Aber wir leben ihn in unseren Gedanken.
(11.2.2016)

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