Kommentar zur Fußball-Europameisterschaft 2024
von Bartosz Bzowski
Replika des offiziellen Spielballs der UEFA Euro 2024 „Fussballliebe“,
Autor: Bildersindtoll / Wikipedia
Am vergangenen Sonntag ging mit dem Finale im Berliner Olympiastadion die 17. Fußball-Europameisterschaft zu Ende. Nach den Weltmeisterschaften 1974 und 2006 sowie der Europameisterschaft 1988 war es das vierte große Fußballturnier in Deutschland.
Im Vorfeld der EM wurde in den Medien viel über das „Sommermärchen“ 2006 gesprochen und die Frage gestellt, in wie weit das damalige große Fußballfest sich wiederholen kann. Es sprach im Vorfeld vieles dagegen. Die gesellschaftliche Grundstimmung ist, verglichen mit der Zeit vor 18 Jahren, definitiv negativer, pessimistischer, und in Teilen auch feindseliger geworden. Deutschland hat sich zweifellos verändert. Der Aufstieg rechter Kräfte wie der AfD, die Spaltung in der Gesellschaft, die Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg und Ängste aufgrund der weltpolitischen Lage bestimmen das allgemeine Klima.
Dennoch wurde die EM ein großer Erfolg. Fußballfans aus ganz Europa trafen sich in Deutschland, feuerten ihre Mannschaften an und feierten friedlich zusammen. Die Befürchtungen vor Ausschreitungen und terroristischer Gefahr erfüllten sich nicht. Es herrschte ausgelassene Feierstimmung, die teilweise Erinnerung an das Sommermärchen weckte, abgesehen von, im Gegensatz zu damals, bestenfalls durchwachsenen Wetter.
Leider mischten sich immer dann Missklänge ein, wenn das Sportereignis politisiert wurde. Die teilweise nationalistischen gewaltverherrlichenden Sprechchöre von Fans aus Albanien und Serbien während der Vorrunde sind ein Beispiel, das Verhalten des türkischen Spielers Demirel ein anderes. Dieser zeigte nach seinem Tor gegen Österreich den „Wolfsgruß“, ein Zeichen der rechtsextremistischen „Grauen Wölfe“. Als er deswegen vom europäischen Fußballverband UEFA gesperrt wurde, solidarisierten sich viele in Deutschland lebende Türken mit ihm, sie zogen durch Berlin und zeigten ebenfalls den „Wolfsgruß“, was die Debatte um misslungene Integration weiter befeuerte.
Nach dem unglücklichen Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen den neuen Europameister Spanien äußerte Bundestrainer Julian Nagelsmann in der abschließenden Pressekonferenz die Hoffnung, dass sich die Stimmung der EM-Tage auf den Alltag überträgt. So wie die Nation hinter ihrer Mannschaft stand, so soll das Miteinander auch nach dem Turnier das Zusammenleben der Menschen in diesem Land prägen. Er mahnte mehr Optimismus an und meinte „Wenn wir alle nur in Tristesse verfallen, wird nichts besser“… „Man kann immer Probleme sehen oder von Lösungen sprechen“. Schließlich zog er eine Parallele zwischen der Mannschaft und allen Menschen in Deutschland, indem er sagte „Wir leben in einem tollen Land und haben große Möglichkeiten, wenn wir zusammenhalten“.
Die Europameisterschaft ist nun vorbei, der Alltag hat uns alle wieder. Aber es wäre schön, wenn der Appell des Bundestrainers beherzigt werden würde. Denn je positiver die Grundeinstellung jedes Einzelnen ist, desto mehr kann sie sich auch auf die Allgemeinheit übertragen. Es wäre schön, wenn wir eine weitere Parallele zum Sommermärchen 2006 ziehen könnten. Damals hat sich die Stimmung in Deutschland und sein Bild in der Welt grundlegend zum Positiven verändert. Mögen wir in ein paar Jahren rückblickend sagen können, dass es sich 2024 wiederholt hat!