von Heike van den Bergh
Ich hörte heute morgen eine kleine Andacht eines schlichten, volkstümlichen, Kölschen Pfarrers im Radio. Dabei ging es offiziell um die Fastenzeit. Der Pfarrer formulierte aber einige grundphilosophische und -theologische Fragen
daraus:
Müssen wir ständig nach der Maxime leben „Mein Haus, mein Auto, mein
Hund, mein Boot, mein toller Job?
Die Fastenzeit mahnt uns, eine Pause einzulegen in dem egozentrischen
Höher, Schneller, Mehr, Weiter.
Wir Christen sollen auf Fleisch, Fett, Eier verzichten, und moderne
Christen verzichten auf Schokolade, Alkohol, Zigaretten,
Internet oder Handy.
Viel weiter in Richtung des eigentlichen Sinnes des Fastens, nämlich nicht Verzicht um des Verzichts selber, sondern um zu TEILEN mit Bedürftigen und der Gemeinschaft, ginge laut seiner Aussage das Muslimische Fasten, der Ramadan. jeder, egal ob arm oder reich, isst und trinkt vor Sonnenuntergang GAR NICHTS;
Aber abends trifft sich die ganze Großfamilie, lädt Nachbarn, auch Nicht-Muslime ein, Bedürftige, Arme, und feiert gemeinschaftlich das Fastenbrechen, das gemeinsame, geteilte Mahl, jeden Abend während der Fastenzeit.
Die Idee des Teilens, der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit mit denen, die nichts haben, die krank, ausgestossen oder einsam sind, stehe hier im Vordergrund.
Wenn ich die Tränen eines verlassenen Flüchtlingskindes trockne und seine Rotznase abputze, das alleine hier ist, dann sei das Schönheit. Wenn ich einen Kranken pflege, ihm die Wunden verbinde, oder einfach Zuneigung und Aufmerksamkeit schenke, dann sei das Schönheit.
Wenn ich einer alten Dame die Einkäufe schleppe und ihr aus der Zeitung
vorlese, weil sie nur noch schlecht gehen und sehen kann, dann sei das Schönheit.
Sicher sei auch von Menschen geschaffene Kunst oder auch die Natur Schönheit. Aber die größte Schönheit komme aus der Gerechtigkeit, wenn ich die Verletzungen des Unfriedens und der Vereinsamung heile und pflege, also versöhne.
Denn Jesus heiße ja nicht umsonst „Friedensfürst“ und sprach davon, dass er komme, um das Gesetz (also die Gerechtigkeit) zu erfüllen.
Im Islam sei es übrigens so, dass in den 5 geboten des Islam geschrieben steht, dass jeder Gläubige 2 % seines Jahreseinkommens der Gemeinde spenden solle für die Versorgung der Armen. Im Christentum gebe es nicht so eine fest gelegte Zahl, aber es sei üblich, am Ostergottesdienst, zum Ende der Fastenzeit, eine freiwillige spende egal in welcher Höhe, an Misereor zu spenden, das kirchliche Hilfswerk.
Dabei gelte die Maxime: jeder gebe das, was ihm sein Herz sagt, zu geben, und was er kann.
Frei nach dem Gleichnis von der armen Witwe, das Jesus erzählte:
Eine sehr arme Witwe spendet in der Synagoge nur ein winziges Scherflein
– der reiche Mann spendet ganze Säcke mit Goldmünzen. Doch das Scherflein – vielleicht ungefähr 20 Cent, ist alles, was sie noch hat – der reiche Mann hingegen hatte noch viele Säcke voll Goldmünzen zuhause.
Jesus sagt: „Selig sind die Armen, die reinen Herzens geben, denn ihrer ist das Himmelreich.“ bedeutet: die Witwe bringt ein viel größeres Opfer für ihre geringen Möglichkeiten, denn sie gibt alles, ohne eine Erwartung, etwas wieder zu erhalten. der reiche Mann tue die Spende jedoch nur, damit er weiter ein angesehener Geschäftsmann ist was vorteilhaft ist für seine Geschäfte mit Gemeindemitgliedern. Er gibt es in der Erwartung, noch mehr Gewinn monetär dadurch zu machen.
Daher komme die arme Witwe ins Himmelreich, der reiche Mann aber nicht.
Die Ästhetik der Gerechtigkeit und Solidarität und Nächstenliebe würde
ich das Fasten daher eher nennen.
(Hier veröffentlicht am 29.2.2016)