Politik und Geschichte

Kandidatencheck vor der Bonner Oberbürgermeisterwahl

Bericht von Mirko Ruks

Die Bonner Linken und Piraten haben eingeladen, und Tom Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen), Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD) sowie Caroline Tepaß (DIE PARTEI) sind dem Ruf gefolgt. Am Abend des 9. September haben sie sich im MIGRApolis-Haus der Vielfalt den Fragen des Moderatoren-Duos Michael Faber (Die Linke) und Felix Kopinski (Piraten) sowie des Publikums gestellt. Ashok-Alexander Sridharan (CDU) und Haluk Yildiz (BIG) mussten leider absagen – jener aus terminlichen Gründen, dieser aus gesundheitlichen.

Mario Barth ist nicht Helge Schneider. Genauso verhält es sich mit Caroline Tepaß und Martin Sonneborn. Satire funktioniert wie ein gut gesetzter Stich, der alles Konventionelle durch die Luft sausen lässt wie ein Luftballon, der die Luft verliert. Dass der Versuch, Satire zu machen, auch schiefgehen kann, konnte gestern in der Brüdergasse beobachtet werden: Begleitet von ungeschickt gesetzten Pointen und ausbaufähiger Rhetorik erinnerten Caroline Tepaß und ihre Jungs mit den Collegeblocks eher an pubertäre Achtklässler als an gewitzte Satiriker, so dass sie dem Publikum allenfalls einige trockene Huster entlocken konnten.

Doch wenigstens Peter Ruhenstroth-Bauer und  Tom Schmidt erwiesen sich als gewinnbringende Teilnehmer, die dem Publikum ihre Ansichten und Pläne für einen eventuellen Wahlerfolg darlegten. Zu Beginn wurden die Kandidaten aufgefordert, die wichtigsten Punkte ihrer Agenda zu skizzieren, die sie im Falle eines Wahlsieges am zeitnahesten umsetzen wollen. Hierauf beteuerten beide, eine funktionierende Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis läge ihnen am Herzen. Außerdem betonten sie, genauso wie den Themen Bildung und Kinderbetreuung wollten sie sich der Bonner Wohnungsproblematik widmen.

Während der Kandidat der Grünen den Anspruch, die Flüchtlinge in Bonn integrieren zu wollen, ebenfalls auf die Agenda setzte, hob sein Konkurrent Ruhenstroth-Bauer die Notwendigkeit der Einbeziehung der Bürger in die politischen Entscheidungsprozesse der Stadt hervor.

Anschließend wurden verschiedene Themenblöcke wie Wohnen, Kultur oder Soziales angeschnitten, so dass jeder Kandidat die Chance bekam, diesbezügliche Pläne auszuführen. Hierauf wurde sich auch nahezu beschränkt. Eine Debatte war leider nur ansatzweise zu erkennen, als die Kandidaten sich einige wenige Male unterbrachen. Ab und zu wurden einzelne Ja-Nein-Fragen eingestreut, da so dem Moderatoren-Duo zufolge den Bewerbern klare Statements entlockt werden sollten, die sie in dem bisherigen Wahlkampf vermissten.

Auch die Initiative Viva Viktoria, die sich mit einer Unterschriftenliste gegen die derzeitigen Zukunftspläne einer „Shopping Mall“ für das Viktoriakarree zu wehren versuchen, wurde thematisiert. Hierzu sollte den Kandidaten ebenfalls ein Statement entlockt werden. Schmidt zeigte sich solidarisch mit der Initiative und wies darauf hin, dass er bereits seine Unterschrift für ein Bürgerbegehren abgegeben hat. Ebenfalls versicherte er, dass er sich als OB im Falle eines Wahlerfolges für eine Rücknahme des Verkaufsbeschlusses an die SIGNA einsetzen werde. Ruhenstroth-Bauer betonte seine Absicht, alle Beteiligten in den Entscheidungsprozess einzubinden und wies darauf hin, dass zu Beginn des Konflikts versäumt wurde, die Stimme der Bürger zu hören. Sollte das Bürgerbegehren glücken, wolle er ebenfalls dem Rat empfehlen, ihm stattzugeben.

Der Abend kann folgendermaßen rekapituliert werden: Der SPD-Mann Ruhenstroth-Bauer setzte seine thematischen Schwerpunkte sehr wortreich bei der Bürgerbeteiligung, der Verflechtung von Haupt- und Ehrenamt, um zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, sowie dem intelligenten Haushalten, so dass heutige Einsparungen sich nicht als zukünftige Sozialkosten entpuppen.

Der Grünen-Bewerber Schmidt verwies vor allem auf die ernste Finanzlage der Stadt, angesichts derer Handlungsbedarf bestünde, wenn verhindert werden wolle, dass die Haushaltsgeschicke der Stadt nicht durch die Regierungspräsidentin abgewickelt werden. Allerdings machte er deutlich, dass die Bereiche Bildung, Betreuung und familienfreundliche Strukturen hiervon ausgenommen seien, da hier die wichtigsten Zukunftsvisionen getätigt würden.

(Hier veröffentlicht am 11.9.2015)

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