Literatur

Nachruf auf Giorgos Krommidas

von Hıdır Eren Çelik

Warum liebe ich Dich so sehr,
fragte einmal der Schmerz die Liebe.
Weil Du ohne mich stirbst, Geliebter,
sagte sie traurig,
und küsste ihn zart, bevor sie ging.

(Gedicht von Giorgos Krommidas,
geboren: 09.05.1936 in Kavala / Griechenland,
gestorben: 07.04.2021 in Bonn)

Zufällig erfuhr ich heute (15. April 2021), dass Giorgos Krommidas am 7. April 2021, kurz vor seinem 85. Geburtstag, uns verlassen hat. Er wird nächste Woche am Mittwoch, dem 21. April 2021, auf dem Poppelsdorfer Friedhof bestattet. Krommidas, der Erzähler, der humorvoll mit den Worten spielte, war zugleich ein Lebenskünstler gewesen. Ich habe ihn gegen Ende der 80er Jahre auf einer Lesung in der Internationalen Begegnungsstätte in Bonn kennengelernt. Ab dann waren wir Freunde. Wir trafen uns wie zwei Flüsse, die Eins wurden. Mit ihm lachte ich, und wir weinten auch gemeinsam über das Schicksal der Völker in Anatolien.

Er gehörte zur ersten Generation der Zuwanderer aus Griechenland, er kam nach Deutschland zum Studieren. Das Studium hat er nicht abgeschlossen, immer wieder sagte er humorvoll, er studiere noch immer. Stattdessen widmete er sich dem Schreiben und wurde zu einem Vertreter der Migrationsliteratur in Deutschland, die frühzeitig in deutscher Sprache publizierten.

Neben seinen Erzählungen »Ithaka« und »Der Ölberg« spannt Giorgos Krommidas in seinem Roman »Die Flügel der Rotkehlchen« den Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Kimon, der eigenwillige Held, übernimmt schon früh in seiner Jugend Verantwortung für seine Mutter und seine Schwestern. Mit kleinen Tricks und viel Mut setzt sich der Hasardeur für seine Familie ein. Später verlässt er seine Heimat, um sich selbst zu finden. Auf seinem langen Weg wird er zu einem Berufsspieler und lernt Helen kennen, die später die Frau seines Lebens wird. Seine Spielsucht, die er auch in seinen Büchern schildert, führt dazu, dass Helen ihn verlässt. Um sie zurückzugewinnen, schwört er, nie wieder zu spielen, die Liebe ist für ihn eine Heilung. Krommidas beschreibt humorvoll die Klippen, die Kimon umschiffen muss, bis er sich und seine große Liebe findet. Und er erzählt uns nebenbei viel über die Griechen, ihre Geschichte und ihre Kultur.

Das Buch „Die Flügel der Rotkehlchen“ war seine letzte Veröffentlichung, danach hatte Krommidas zwar noch Gedichte und Erzählungen geschrieben, aber nicht mehr publiziert. Bis vor fünf Jahren hatte ich ständigen Kontakt mit ihm. Wir trafen uns mindestens ein paar Mal im Jahr. Er sagte mir immer wieder, er könne nicht mehr schreiben, da ihm die innere Ruhe fehle. Zu mir sprach er, „Schreib, solange Du noch jung bist“.

Er wird mit seinen humorvollen Erzählungen in unseren Erinnerungen bleiben.

    Giorgos Krommidas, Bild: Archiv BBM 2011

  „Die Flügel der Rotkehlchen“, letztes Buch von Giorgos Krommidas

 

 

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