Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nicht-Grieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. (Kolosser 3,8–11)
Ich hatte Sie zuletzt ermutigt, sich ihre persönlichen Lebenslügen bewusst zu machen, um ehrlich zu sich selbst zu sein. Diesmal möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zu anderen Menschen richten. Um Anderen und Fremden ehrlich zu begegnen, muss jede/r gegenseitige Vorurteile, die das Miteinander behindern können, zurückstellen. „Nun aber legt alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte“. Vorurteile sind noch keine Wahrheit, sondern müssen ehrlichen gemeinsamen Erfahrungen Platz machen. Vorurteile sind Teilwahrheiten, die ich richtig einordnen und weiterentwickeln muss. Was hilft in der Beziehung? Was schützt mich vor Enttäuschungen? Was blockiert mich? Was ist wahr?
Bezüglich des Mottos der diesjährigen Aktion „7 Wochen ohne Lügen“ möchte ich Sie ermutigen, Vorurteile durch eigene Urteile zu ersetzen. Riskieren Sie zu untersuchen: Wie ist der/die Andere wirklich? Lassen Sie sich vom Kolosserbrief anstecken, nicht nach Nationalitäten zu unterscheiden, sondern den Mitmenschen anzunehmen. Als Menschen wie mich selbst. Als Christ glaube ich, als von Gott gewollt und geliebt wie ich selbst.
Bleiben Sie achtsam, wenn es darum geht, nach der Wahrheit zu suchen. Vermeiden Sie einfache allgemeine Wahrheiten. Suchen Sie stattdessen in der persönlichen Begegnung die individuelle, den Anderen gerecht werdende Wahrheit. Seien Sie mißtrauisch, wenn gelästert wird oder vorgebliche Wahrheiten hinter dem Rücken von jemandem erzählt werden. Bleiben Sie den Anderen und Fremden ehrlich zugetan.
Pfarrer Dirk Voos
Migrapolis Deutschland