Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.
(1. Johannes 3, 18)
Wahrhaftig leben geht nur, wenn Reden und Handeln übereinstimmen. Ging es die ersten Wochen dieser Fastenzeit ohne Lügen um das eigene Fühlen, Denken und Reden, so wird es jetzt ernster – konkret. Handele ich auch danach, was ich als richtig und wahr erkannt habe? Oder finde ich Ausflüchte, warum etwas nicht geht. Oder warum ich etwas augenblicklich nicht machen kann.
Wirkliche Hindernisse von nur vorgeschobenen zu unterscheiden, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg von Lügen weg zu wahrhaftem Leben. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, kann ich es ganz leicht. Nehmen wir als Beispiel, ein Fremder möchte, dass Sie ihm bei etwas helfen. Wenn ich nicht möchte, kann ich einfach vorschieben: Ich habe keine Zeit. Ich selbst weiß jedoch, ob das wirklich stimmt. Ob ich stattdessen wirklich etwas tun muss, was ich nicht aufschieben kann.
Für die nächste Woche möchte ich Sie bitten: Wenn Sie merken, dass Sie in solch einer Situation lügen, tun Sie es nicht, sondern verzichten auf die höfliche Lüge. Sagen Sie stattdessen die Wahrheit: Ich möchte nicht helfen. Oder, wenn Sie sich damit nicht gut fühlen, weil Sie bemerken, dass Sie Ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden, nehmen Sie sich Zeit für den Fremden und sein Anliegen. Vielleicht nehmen Sie sich sogar vor, Fremden überhaupt mehr Aufmerksamkeit zu schenken, damit Sie nicht nur lieben mit Worten, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.
Pfarrer Dirk Voos
Migrapolis Deutschland