Einsamkeit in der Corona-Zeit
von Hıdır Eren Çelik
Einsamkeit hat viele Facetten. Sie fängt mit dem Gefühl an, aus der Gesellschaft ausgegrenzt und isoliert zu sein. In der Corona-Zeit hat die Einsamkeit insbesondere durch Arbeitslosigkeit, zunehmende Armut und den damit verbundenen sozialen Problemen sehr stark zugenommen. Diese beginnt oft mit dem Gefühl der Angst vor dem Alleinsein, Verlassen zu sein und es nicht zu schaffen, aus den wirtschaftlichen Schwierigkeiten raus zu kommen. Sie dauert an, bis der Betroffene einen neuen Halt im Leben findet, damit er sich aus der Isolation befreit. Vielen gelingt es nicht. Denn das Gefühl, verlassen zu sein, bleibt lebenslang lebendig. Je älter man ist, desto schwieriger ist es, neue Freundschaften zu knüpfen. Die Einsamkeit im Alltag stärkt die Sehnsucht nach menschlichen Beziehungen. Die sozialen Probleme im Alltag und die vom Leben nicht erfüllten Erwartungen vertiefen das Gefühl der Einsamkeit.
Man will nicht, sondern man wird aus vielen Gründen dazu gezwungen, allein zu sein. Soziale Isolation und Armut, Flucht und Migration sind einige der Gründe, die viele Menschen zwingen, wider Willen ihren Freundeskreis, ihre Familie, sogar ihr Zuhause zu verlassen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind Grundsteine für die soziale Existenz des Einzelnen, unabhängig davon, wo man lebt. Ein kleines Gespräch vor der Tür, ein Lächeln sind Heilmittel für eine geschundene Seele des Menschen. Die Angst, einsam und allein zu sein, begleitet die meisten Menschen, insbesondere sozial Benachteiligte und Geflüchtete, die es sich nicht leisten können, an der Gesellschaft teilzunehmen. Allein der Gedanke an die Isolation führt zu einem Rückzug aus der Gesellschaft.
In der Corona-Zeit wurden die sozial Benachteiligten, Geflüchteten und Zuwanderer*innen am meisten in die Einsamkeit gezwungen.
Vielen gelingt es nicht, sich aus ihrer Einsamkeit zu befreien. Denn die Angst vor dem Verlassen sein bleibt lebenslang lebendig. Je man älter ist, je ärmer man ist, je weniger soziale Kontakte man hat, desto schwieriger ist es, neue soziale Kontakte aufzubauen. Die Einsamkeit der Geflüchteten und Zuwander*innen in der Fremde stärkt insbesondere deren gesellschaftliche Ausgrenzung. Die sozialen Probleme in der Fremde und die am Zufluchtsort nicht erfüllten Erwartungen vertiefen das Gefühl der Einsamkeit. Viele Flüchtlinge kommen mit gewissen Erwartungen hierher, wenn sie nicht erfüllt werden, fühlen sie sich alleingelassen, verloren wie ein kleiner Fisch in einem Meer, sie wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Die meisten Geflüchteten verbringen ihre Zeit mit ihren Erinnerungen. Sie leben in ihnen und halten sie am Leben. Je lebendiger die Erinnerungen sind, desto stärker fühlen sie sich von Tag zu Tag aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Um das Gefühl der Einsamkeit zu überwinden, brauchen die sozial benachteiligten Menschen, die Geflüchteten, die Migrant*innen Teilhabe an der Gesellschaft. Das Gefühl, dazu zu gehören, ist das beste Heilmittel gegen die seelischen und körperlichen Beschwerden.
Mit dieser Interviewreihe werden wir die Menschen zu Wort kommen lassen, wie sie in der Corona- Zeit ihren Alltag verbracht haben, welche Gefühle sie hatten, als sie isoliert und gezwungen wurden, allein und einsam zu sein.
Die hier veröffentlichten Geschichten werden deutlich machen, dass, wenn man allein gelassen, verlassen wird oder als Geflüchtete hier in Deutschland ein neues Zuhause sucht, es schwierig ist, einen Halt im Leben zu finden, denn die Fremde ist nicht das Zuhause, das man verlassen hat. Allen Menschen ist eins gemeinsam, die Einsamkeit…!
Wir werden uns auf www.migrapolis-deutschland.de regelmäßig mit dem Thema „Einsamkeit“ beschäftigen. Hier zwei Interviews, welche die Zeitschrift „fifty-fifty“ zum Thema durchgeführt hat, und die wir wegen der immensen Wichtigkeit des Themas auch auf unserer Plattform veröffentlichen.