Bildung und Erziehung, Schüler schreiben für Migrapolis

Schüler/-innen im Homeschooling

Beitrag von Duygu B.

Das Homeschooling im Allgemeinen:

Das Homeschooling begann im März 2020, und die Nachricht über die Schulschließung kam sehr plötzlich. Viele waren sehr überrascht, wir wussten nicht genau, was auf uns zukommt und wie es weitergehen sollte. Uns waren die Gefahren der Corona-Pandemie nicht genau bekannt gewesen, und als die Schulen wegen der Ansteckungsgefahr schließen mussten, war der einzige Lernort das Zuhause. Manche waren zu Hause nicht digital ausgestattet, und Ruhe bei der konzentrierten Arbeit war nicht möglich; aufgrund von Platzmangel oder Geschwistern, die selbst am digitalen Unterricht teilnehmen mussten. Oftmals konnten auch manche Eltern mit Migrationshintergrund wenig oder kaum Deutsch, weshalb sie weniger erklären und helfen konnten. Andere konnten nicht von zuhause arbeiten, sodass die Kinder auf sich allein gestellt und auf Hilfe anderer angewiesen waren.

Das Homeschooling war eine plötzliche Veränderung, und man musste sehr selbstständig arbeiten. Alles wurde selbst erarbeitet, man musste seinen Tag strukturieren und Abgabetermine, Videokonferenzen usw. selbst einplanen. Sich seine Ziele vor Augen zu behalten, war für den ein oder anderen leicht, doch es gab auch welche, die mehr Hilfe und Motivation als andere brauchten und die nötige Selbstdisziplin einfach nicht hatten. Im Homeschooling hat sich die Klasse sehr gespalten, einige Freundschaften haben sich aufgelöst, andere wiederum wurden stärker. Die sozialen Kontakte fehlten einem bzw. verliefen nur virtuell z.B. über Skype, Zoom, WhatsApp. Doch es gab natürlich auch Vorteile. Dinge, die man im gewöhnlichen Alltag nicht erledigen wollte oder einfach keine Zeit dafür hatte, konnte man ausprobieren und erledigen. Man konnte neue Hobbys für sich entdecken, z.B. Malen, Zeichnen, Basteln, Yoga, Gymnastik, Sport. Zwischen den Videokonferenzen hatte man auch Zeit z.B. zum Frühstücken, Snacken oder Austausch mit Freunden.

Mein Fazit/Empfinden/…:

Wenn man verschiedene Schülerinnen und Schüler fragt, wie sie Homeschooling finden, sind die Meinungen gespalten. Ich persönlich kam auch mit dem Homeschooling gut zurecht. Die technischen Mittel standen mir schon vorher zur Verfügung, und ich konnte mit dem Handy und Computer gut arbeiten. Ich hatte meinen eigenen Raum und auch keine Geschwister, sodass ich die Ruhe und den Platz hatte, um meine Aufgaben zu erledigen. Ich war dennoch sehr auf mich selbst gestellt, da es nicht einfach die Lehrer gab, die man hätte fragen können, womit ich aber ganz gut klar kam, da ich gerne alleine arbeitete. Auch mochte ich es, dass man in seiner eigenen Geschwindigkeit arbeiten konnte und sich den Lernstoff auf seine Weise anschauen und lernen konnte. Aber nicht nur für die Schüler war es eine Umstellung, sondern auch für die Lehrerinnen und Lehrer. Viele Lehrer gaben sich große Mühe, um den Unterricht zu gestalten. Sie versuchten, die Schüler zu motivieren und versuchten, bei Fragen oder Anmerkungen für die Schüler da zu sein. Auch gaben sie oft bei Problemen zusätzliche Übungen oder stellten Lernvideos zum zusätzlichen Lernbedarf zur Verfügung.

Manchmal verlor man aber auch den Überblick bei den ganzen neuen Aufgaben, Videokonferenzen usw. Einmal habe ich fast die erste Stunde verschlafen, weil mein Wecker nicht geklingelt hatte. An manchen Tagen war es auch nicht so leicht, sich zu überwinden, und man wollte am liebsten einfach im Bett im Pyjama an der Videokonferenz teilnehmen oder einfach weiterschlafen. Auch am Abend ging ich oftmals viel später als normal ins Bett, da wir entweder früh morgens keine Konferenzen hatten oder ich einfach ausschlafen konnte. Das kam jedoch seltener vor. Auch habe ich neue Hobbys für mich entdeckt, wie z.B. Yoga, Gymnastik, Sport, Videogames, Fahrradfahren. Ich habe auch mehr ferngesehen und jeden Tag die Tagesschau geschaut, um über neue Regeln und Änderungen aufgeklärt zu sein. Gerne habe ich auch einfach so gebacken oder gekocht, da ich etwas Neues ausprobieren wollte. Jedoch haben auch mir die soziale Kontakte gefehlt. Mit den Freunden ins Kino zu gehen, in Freizeitparks, Shoppen war nicht möglich, weil die meisten Läden zu hatten und es nicht erlaubt war, sich in größeren Gruppen zu treffen. Manche Kontakte sind mehr zurückgegangen, jedoch habe ich auch mehr mit Freunden, mit denen ich vorher nicht so viel zu tun hatte, Kontakt gehabt. In dieser Zeit habe ich auch gemerkt, dass die meisten Freunde gar keine wahren Freunde waren und man gar nicht so viele Gemeinsamkeiten hatte.

Ich habe auch öfters Tagebuch geschrieben. An den Tagen, an denen ich motiviert war, bin ich früh aufgestanden, um Sport zu treiben oder mich einfach fertig zu machen und meinen Arbeitsplatz zu ordnen. Manchmal habe ich es nicht geschafft, mich fertig zu machen und hab die Kamera einfach ausgelassen, da es in den meisten Fächern keine Kamerapflicht gab. Oft wurde in den Konferenzen auch jemand einfach rausgeworfen oder der Lehrer stummgeschaltet. Auch gab es bei jeder Videokonferenz eine Anwesenheitskontrolle, wo oftmals auch Schüler gefehlt haben, weil sie technische Probleme mit dem Computer hatten. Oftmals hatte ich Angst, mal eine Aufgabe zu vergessen oder zu spät abzugeben, weil ich nicht einschätzen konnte, wie es sich auf die Noten auswirkt, da es auch keine Tests oder Arbeiten gab.

Als wir nach einem Jahr wieder regulär in die Schule durften, hatten sich viele Mitschüler verändert; vom Aussehen, aber auch vom Charakter. Es gab nicht mehr das große Miteinander, und plötzlich gab es ganz andere Cliquen. Ich würde sagen, dass es durch Corona schon viele Veränderungen gab und jeder Schüler das Homeschooling anders empfunden hat. Ich persönlich kam eigentlich ganz gut mit der Situation zurecht und finde das Homeschooling gar nicht mal so schlecht.

 

 

Migrapolis Deutschland