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Ein halbes Jahrhundert in Deutschland

Bericht von Victoria Bartetzko

Am Freitag, den 25.11.16 begrüßte das Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM e.V.) die Autorin Emine Balfi zu einer Lesung aus ihrem 2014 erschienenem Buch „Maulbeerstock und Minirock: Memoiren einer untypischen Gastarbeiterin“.
In dem Buch erzählt sie von ihrem eigenen Lebensweg zwischen Deutschland und der Türkei. Von ihrer Mutter gezüchtigt und missbraucht in ihrer Kindheit in der Türkei, erlebt Emine eine unvergleichliche Entwicklung zur selbstbewussten, emanzipierten Frau. Als Gastarbeiterin der ersten Generation in Deutschland, versucht sie, die Familie in der Türkei vor dem finanziellen und partnerschaftlichen Ruin zu retten.
Doch das Leben führt sie auf einen anderen Weg, immer weiter aus dem engen Korsett familiärer Verstrickungen in eine Freiheit, der sie nicht zuletzt durch ihre Kleidung Ausdruck verleiht: provozierend sexy bis respektgebietend elegant begegnet Emine Verwandten, Freunden und Vorgesetzten.
Doch so sehr sie sich auf ihrer Odyssee durch deutsche Arbeitsstellen von ihren Landsleuten ab- und den Deutschen zuwendet, ihre türkische Heimat bleibt ein Teil von ihr: Ein Spagat zwischen den Kulturen, den sie auf ihre ganz eigene Weise immer wieder aufs Neue vollführt.
Im Anschluss an die Lesung beantwortete Frau Balfi bei einem reichhaltigen mediterranen Buffet die Fragen der Gasthörer rund um ihren eigenen Integrationsprozess in die deutsche Gesellschaft und das Leben in Deutschland und der Türkei. Dabei zeigte sich, dass es für sie von Nöten war, sich immer wieder zu beweisen und ihren Platz in der Gesellschaft zu sichern.
Sie nennt ein türkisches Sprichwort, dt. in etwa: „Wenn jemand gefallen ist und keinen Schutz findet, bleibt er für immer schutzlos“).
(Hier veröffentlicht am 28.11.2016)


 

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