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Grußwort zu 30 Jahre EMFA

Seit 30 Jahren engagiert sich die Evangelische Kirche in Bonn in der Migrations- und Flüchtlingsarbeit. Bereits 1989 wurde erkannt, dass es in diesem Arbeitsfeld ein besonderes Engagement braucht. Das gestaltete sich damals anders als heute, aber das Grundanliegen und die Grundproblematik haben sich nicht verändert. Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – ihre Heimat verlassen haben, brauchen häufig Unterstützung, um sich in der neuen und für sie oft völlig fremden Umgebung zurechtzufinden.
Die Diskussion hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Und vor allem haben die Übergriffe und schweren Straftaten gegen Fremde deutlich zugenommen. Menschen, die anders sind als „ich“, werden als Bedrohung wahrgenommen und in wachsendem Maße attackiert.
Dass wir das 30jährige Bestehen der EMFA bedenken, zeigt, dass diese Arbeit nötig war und heute wohl dringlicher ist denn je. Gäbe es keine Probleme, wäre die Arbeit eben nicht notwendig.
Dabei ist der evangelischen Kirche die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten sowie mit Flüchtlingen ein besonderes Anliegen. Es hängt mit unserem Selbstverständnis zusammen, dass wir uns als christliche Gemeinde in der Ökumene weltweit verbunden wissen. Wir selbst wissen, dass die Kinder Gottes aus allen Regionen der Welt kommen, dass sie verschieden sind und es auch sein dürfen. Das Christentum war von Anfang an global.
„Es werden kommen von Osten und Westen, von Norden und von Süden, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.“
So heißt es Lukasevangelium (Lukas 13, 29).
Also nicht: America first, Europa zuerst, „ich“ zuerst. Wenn es nicht gelingt, die Vielfalt des Lebens auf dieser Erde anzuerkennen und zu gestalten, wird es keinen Frieden geben. Und wenn es nicht gelingt, die Lebensverhältnisse in den Ländern zu verbessern, aus denen Menschen flüchten vor Krieg, Armut, Perspektivlosigkeit und Klimawandel, werden die Flüchtlingsströme nicht abreißen.
Ich erinnere an dieser Stelle noch einmal daran, dass die Fremden in der Bibel einen besonderen Schutz genießen. Ein Gebot lautet so:
„Du sollst den Fremdling lieben wie dich selbst.“
Die Evangelische Migrations- und Flüchtlingsarbeit ist in diesem Bereich tätig. Wir haben noch nie nach der Religionszugehörigkeit oder nach der Konfession der Menschen gefragt. Wir bemühen uns, den Menschen in seiner möglichen Not wahrzunehmen, mit dem, was er braucht, um hier ankommen zu können.
Dabei bildet die konkrete Beratung der Menschen, die zu uns gekommen sind, einen Schwerpunkt der Arbeit.
Aber auch die Bildungsarbeit – ich erinnere beispielhaft an die Bonner Buchmesse Migration, die inzwischen zu einem festen Bestandteil des Programms geworden ist – wurde und wird immer wichtiger. Räume der Begegnung zu schaffen und zu fördern ist unerlässlich. Das Gebet der Religionen sei hier als ein Beispiel genannt, wie Begegnung möglich werden kann.
Ich danke allen, die in den letzten 30 Jahren sich so intensiv in diese Arbeit eingebracht haben. Eigentlich müsste man alle Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche namentlich erwähnen. Das würde den Rahmen sprengen. Deshalb darf ich stellvertretend für alle den Leiter Hidir Celik und die Ehrenamtliche Almut Schubert erwähnen. Ich sage herzlichen Dank im Namen des Kirchenkreises und aller Kirchengemeinden. Wir sind froh, dass diese wichtige Arbeit tun.
Pfarrer Eckart Wüster, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bonn

Migrapolis Deutschland