Religion und Philosophie

Auf dem Weg nach Weihnachten

Von Pfarrer Dirk Voos
Auf den Weg nach Weihnachten kann ich mich alleine aufmachen, doch auf dem Weg ist keiner allein, weil sich viele andere auch aufmachen. Auf vielfältige Weise –  jedoch mit einem Ziel, dass es hell wird.
Auf dem Weg nach Weihnachten trifft man Menschen wie die Hirten, Könige und viele andere bei der Geburt Jesu an der Krippe. Im Römerbrief heißt es dazu: „Nehmet einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (Röm 15,7)
Einander annehmen. Das können wir nicht aus uns selbst heraus. Ich glaube:  Aufeinander zugehen, sich ehrlich begegnen, einander annehmen – das können wir, wenn wir merken, dass wir zuallererst einmal selbst angenommen sind, beispielsweise weil „Christus uns angenommen hat“. Gott hat sich unser und der Welt angenommen. Er wurde selbst Mensch, lebte am Rande der Gesellschaft, ganz unten, bei seiner Geburt in einem Stall genauso wie,  als er heimatlos durch Israel wanderte, bis er von seinen Feinden gekreuzigt wurde. Die Evangelisten erzählen weiter, wie Gott sich in Jesus der Menschen annahm – bedingungslos und ohne Vorbehalte. Er beurteilte die Menschen, die ihm begegneten, nicht nach den Wertmaßstäben seiner Umwelt. Er nahm jede und jeden so, wie er war: Jede,  jeder ein Kind Gottes. Er begegnete der Ehebrecherin ohne moralischen Zeigefinger; er hatte keine Berührungsängste, wenn Kranke seine Nähe suchten; er hielt sich nicht die Ohren zu, wenn Kinderstimmen laut wurden; er nagelte den betrügerischen Zöllner Zachäus nicht fest auf seine unehrlichen Machenschaften.
So ist Gott: Er nimmt uns an, wie wir sind. Er nagelt uns nicht auf ein Vorurteil fest. Er kommt uns nahe, egal was mit uns los ist. Er konfrontiert uns zwar mit dem, was falsch oder böse ist, gibt allen jedoch immer wieder die Chance, noch einmal neu zu beginnen. So zu leben, wie ich eigentlich bin. Gott kommt zu uns in die Welt und möchte für jede und jeden von uns da sein. Das feiern wir zu Weihnachten, dass Christus uns angenommen hat zu Gottes Lob. Vieles ist möglich, weil Gott uns annimmt.
Fröhliche Weihnachten!
Weihnachten2018
Foto von geralt / CC0 1.0 / flopped from original
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