Literatur

Der goldene Regen ist giftig

Buchvorstellung Uta Barst, Goldregenkinder
Buchvorstellung Uta Barst, Goldregenkinder

Foto: Jürgen Eis

Buchvorstellung „Goldregenkinder“ von Uta Harst

Bericht von Helene Schüffelchen

„Der goldene Regen ist giftig“, lautet ein Zitat aus dem Buch „Goldregenkinder“ von Uta Harst, das am 28.05 im MIGRApolis-Haus der Vielfalt in Bonn vorgestellt wurde.

Zu Beginn der Lesung stand der Titel des Buches im Fokus, der Raum für Phantasie und eigene Vorstellungen lässt. So ließ „Goldregenkinder“ Varvara Stegarescu, die Moderatorin des Abends, an einen Sonnenuntergang denken. Die Autorin klärte jedoch auf, dass es sich bei „Goldregen“ um die Beschreibung eines Kriegszustandes handele. Goldregen, auch als Pflanze mit hängender gelber Blütenpracht bekannt, stehe für Leuchtgeschosse im Krieg. Hinter dem Titel verberge sich damit gar nichts Positives, sondern stehe metaphorisch für die Thematik des Werkes. Denn bei „Goldregenkinder“ spreche man von Kindern,  die im Kriegszustand aufgewachsen sind. Weiter heißt es: „Wenn der goldene Regen über dich kommt, bist du verloren“, was die Bedrohlichkeit des goldenen Regens unterstreicht.

Protagonisten des Buches sind die junge Frau Betty und ein Zwerg, die in Bad Gastein im Grand Hotel de l’Europe ein Gespräch führen. Der eigene Besuch dieser Örtlichkeit vor ein paar Jahren hatte die Autorin zu einer Geschichte an diesem Schauplatz inspiriert. Betty hat als Kind den Krieg in Bosnien erlebt und dabei ihre gesamte Familie verloren. Nur Joe, der Bruder ihrer Mutter, ist als einziger mehr oder weniger vertrauter Mensch übrig geblieben. Betty, die ihren Job verloren hat und ein Kind erwartet, von dessen Vater sie verlassen wurde, ist deprimiert und verschlossen. Die Umstände haben sie einsam gemacht und das Gefühl geweckt, nicht mehr leben zu wollen. Infolge der Fragen des Zwergs, der nur im Bewusstsein von Betty existiert, erhält der Leser Einblick in die Erinnerungen von Betty. In Form von Erinnerungssplittern setzt sich Betty mit ihrer Vergangenheit auseinander. Die von Uta Harst vorgetragenen Ausschnitten offenbaren einen lyrischen und philosophischen Schreibstil unter der Verwendung von Symbolen und ausführlichen Beschreibungen.

Bei der nachfolgenden Gesprächs- und Diskussionsrunde erzählte Uta Harst, dass ihr Interesse am Schreiben mit der Zeit gewachsen sei. Die vielen Ideen zu ihren Büchern, die oft alle auf einmal entstehen, kommen bei ihr aus dem Bauch.

Im Anschluss an die Lesung gab es die Möglichkeit, mit der Autorin ins Gespräch zu kommen.

(Hier veröffentlicht am 8.6.2015)

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