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Integration: Eine Herausforderung von erster Stunde an

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Bericht von Bartosz Bzowski
Am 12. Dezember 2016 wurde das Handbuch „Integration von Flüchtlingen in den Kommunen“ im Rahmen des Konversations-Cafés im MIGRApolis-Haus der Vielfalt vorgestellt. Dort wird das Thema kommunale Integration unter verschiedenen Gesichtspunkten, untermauert von Beispielen aus der alltäglichen Praxis, behandelt. Nach einleitenden Worten von Hidir Celik, dem Herausgeber des Handbuchs, der sich freute, einen Beitrag zur Integration von Geflüchteten zu leisten, stellten die einzelnen Autoren ihre Themengebiete vor.
So sprach Barbara Schlüter, die Leiterin des Konversations-Cafés, über ihr Projekt. Es besteht seit zwei Jahren, und Flüchtlinge haben die Möglichkeit, sowohl Gespräche zu führen als auch Unterstützung bei Problemen mit Behörden zu erfahren. Auch finden gelegentlich Ausflüge und Exkursionen statt, zum Beispiel in den Botanischen Garten oder ins Haus der Geschichte. Unterstützt wird Barbara Schlüter durch die Übersetzerin für Arabisch, Samal Hussain, die auch bei der Buchvorstellung die einzelnen Wortbeiträge gedolmetscht hat.
Carmen Martínez Valdés, ehemalige Leiterin des Vereins AsA („Ausbildung statt Abschiebung“) betonte die Bedeutung der Bildung als einem wichtigen Baustein für eine gelungene Integration. Seit 2001 setzt sich der Verein für einen gelungenen schulischen und beruflichen Werdegang von geflüchteten jungen Menschen.
Der Religionswissenschaftler Michael A. Schmiedel, der im Handbuch einen Artikel über die Flüchtlingshilfe islamischer Verbände verfasst hat, zitierte einen im islamischen Kulturkreis weit verbreiteten Spruch „Tu Gutes, aber sprich nicht darüber“. Dieser Grundsatz sei ein Grund dafür, dass vieles bei diesen Verbänden im Verborgenen laufe und das Ausmaß der Unterstützung durch diese in der Öffentlichkeit nicht im ausreichenden Maße bekannt sei, was bedauerlich sei. Schmiedel thematisierte auch den Beitrag von David Clement, der betonte, dass Religion und damit zusammenhängende Rituale für viele Migranten Teil der verlassenen Heimat und damit auch hier in Deutschland wichtig seien. Es gäbe aber auch die gegenteilige Reaktion, dass Migranten in Deutschland auch die islamische Religion aufgeben und beispielsweise zum Christentum konvertieren.
Elena Link Viedma, Flüchtlingskoordinatorin der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn, referierte über ihren Beitrag aus der Praxis, der von der von ihr organisierten Ferienfreizeit für Kinder und Jugendliche aus geflüchteten Familien handelt. Es sei wichtig, den Betroffenen Stabilität zu geben und durch Erlebnispädagogik die Möglichkeit zu geben, „Kind sein zu dürfen“.
Einen sehr wichtigen Bereich übernahm J. Michael Fischell, der sich mit dem Themenkomplex „Flucht, Migration und Krankheit“ befasste. Nach einer gut besuchten Fachtagung zum Thema im MIGRApolis-Haus der Vielfalt im Juni dieses Jahres sei seit November ein Netzwerk in der Bonner Region im Aufbau, dem die Behindertengemeinschaft sowie VertreterInnen von Sozialverwaltung und Politik angehören. Fischell ging auch auf den Beitrag seines Kollegen Rodolfo Valentino zum Thema „Traumatisierung“ ein. Valentino lebe nun in Santander in Spanien, wo er dabei sei, eine“Filliale“ des BIM e.V. ins Leben zu rufen.
Schließlich stellte Philip Gondecki, der Projektleiter des „MIGRApolis House of Resources“, ebendieses Projekt vor. Durch bürgerschaftliches Engagement sollen Räume der Begegnung geschaffen werden, damit sich Migrantenorganisationen gründen und entfalten können. Das Projekt bestehe in 14 deutschen Städten und sei  in Bonn sehr gut angelaufen. So haben sich drei Initiativen gegründet, ein indonesischer Kulturverein, ein Frauentreff in Tannenbusch sowie ein Fußballverein.
Im Anschluss an die Vorstellung bestand die Gelegenheit zur Diskussion. Carmen Martínez Valdés äußerte, dass sich im Zuge der starken Zuwanderung nach Deutschland im Jahre 2015 das Bewusstsein der Bevölkerung für Krisen und Konflikte in aller Welt verstärkt habe. Hidir Celik betonte, dass Integration eine wichtige gemeinsame Aufgabe aller kommunalen Akteure und eine Herausforderung, die wir heute und in Zukunft gemeinsam bewältigen, sei. „Mit dem Buch wollten wir als Autoren gemeinsam ein Beitrag zur Integration leisten, und zugleich wollen wir mit vielen Aspekten in der Flüchtlingsarbeit einen Perspektivwechsel in der kommunalen Flüchtlingspolitik zu erreichen“.

Migrapolis Deutschland